Haben sie sich auch schon mal die Frage gestellt, wie der Begriff Heimat eigentlich genau definiert ist? Oder was Heimat für Sie bedeutet?
Der Deutsche Kulturrat e.V. als Spitzenverband der Bundeskulturverbände hat im Jahr 2019 Personen aus Politik & Kultur gebten, den Satz
"Heimat ist für mich....."
zu beenden.
Einige dieser Antworten haben wir hier für Sie zusammengefasst und mit Kommentaren unserer Facebook-Umfrage ergänzt:
… ein Ort, nein, jeder Ort, an dem ich als Mensch bedingungslos leben kann, weil ich von anderen Menschen umgeben bin, deren Sprachen ich spreche und die weder an meiner Haut-, Haar- oder Augenfarbe noch an meinem Namen, meinem Alter, meinem Geschlecht, meinem Beruf, meiner Bonitätsprognose, meinem Glauben, meinen Weltanschauungen oder meiner körperlichen und geistigen Verfassung Anstoß nehmen.
… eine Herzensangelegenheit! (Kalle Wassong, Bürgermeister Gemeinde Niederkrüchten)
... Niederkrüchten/Heimweh/ein Gefühl (Conny Busch)
... wo ich mich zu Hause und wohlfühlen (Adi Grys)
... ein gutes Gefühl 💝(Doris Classen)
… jeder Ort, an dem ich geborgen bin. (Jens R. Nielsen, Zeichner und Publizist)
... den Klang der Glocken von St. Bartholomäus zu hören (Frank Kohnen)
… in mir selbst zu ruhen – überall auf der Welt. (Elisabeth Mayer, Autorin und Regisseurin)
… das Gefühl geschützt, geborgen und verstanden zu sein; das Gefühl dazu- und herzugehören; das Gefühl ein Teil der Landschaft, der Kultur und der Menschen mit ihren regional besonderen Eigenarten zu sein. (Uwe Brandl, Präsident des Deutschen Städte- und Gemeinde-bundes)
... Heimat ist da, wo man auf du und du ist.
Heimat - ist da ,wo man respektiert wird , wo Jung und Alt sich mit " du" anreden und mit einander reden ,sich gegenseitig helfen , auch in Absendheit mal das Nachbargrundstück im Auge behält. (Olga Das)
... willkommen sein (Marion Schaf)
… der Duft von Boskop-Äpfeln, gurgelndes Wasser unter Weiden, Häuser aus rotem Sandstein, ein Satz in breitem Fränkisch, der Blick vom Berggipfel, Dampfnudeln, eine Bachpartita. All das erinnert mich daran, wie ich geworden bin. Da fühle ich mich zu Hause. (Eva Leipprand, Bundesvorsitzende des Verbandes deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller)
... Das Kirmeswummern
Das Schwalmbruchzwitschern
Das Mühlenplätschern
Die Wacholderaussicht
Maak möt! Vleech möt! Lott jonn!
Das Spargelblubbern
Der Erdbeerduft
Das Waldrauschen
Das Lindbruchmurmeln
Vanvüerespitzerschmalerwievanoochtelonkopjeschoatebreed! (Christian Schreder)
… wenn die Wände und Straßen von Kindheit sprechen. (Arne Upmeier, Universitätsbibliothek Ilmenau)
… kein Ort, sondern ein Zustand. Heimat ist da, wo man aufgenommen ist, wo man sich wechselseitig bestärkt, sich wechselseitig unterstützt, sich wechselseitig hilft, sich wechselseitig versteht, wie auch immer, sich wechselseitig lobt, sich gemeinsam freut, gemeinsam lacht. Kurzum, Heimat ist da, wo man sich gerne aufhält und sich entfalten kann. (Lorenz Mueller-Morenius, Bundesvorsitzender der Fachgruppe Bildende Kunst in ver.di.)
... dort wo ich geboren bin, immer noch lebe und auch bleiben möchte bis zum Ende ❤️
(Michael Botz)
... wo ich meine Jugend verbracht habe, dadurch Ort und Leute kenne und mich einfach gut aufgehoben, glücklich und wohl fühle, am besten bis zum Lebensende. (Thomas Schmalohr)
... dort, wo die teueren Rechnungen für Gas und Strom ankommen 🤭(Michael Kesselaer)
... unsere zauberhafte Natur. (Sabine Scheffel)
… da, wo ich Vertrautes spüre, Menschen, Gebäude, Landschaft, Töne, wo meine Familie ist und wo Anonymität ein Fremdwort ist. (Ernst Burgbacher, parlamentarischer Staatssekretär a.D. und Präsident der Bundesvereinigung Deutscher Orchesterverbände)
... Hier steht zwar "Heimat" hinten und wir schreiben es hier etwas anders, aber das Karnevalsmotto der Kölner im Jahr 2019 sagt es treffend:
"Uns Sproch es Heimat!" 😊 (Theo Coenen)
... dass Berlin meine Heimat geworden ist, habe ich vor einigen Jahren bemerkt, als ich mal wieder, trotz des Wochen vorher im Internet vereinbarten Termins, über eine Stunde im sogenannten Bürgeramt warten musste und dann noch schön berlinerisch von der Sachbearbeiterin angepflaumt wurde. Meine lautstarke Erwiderung hat das Problem zwar nicht gelöst, aber von diesem Zeitpunkt an wusste ich, es ist meine Stadt, meine Heimat. Heimat ist auch dort, wo es mir nicht egal ist, wie es ist. (Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates)
… Vertrautheit. (Colin Hoffmann, Deutsche Welle)
… ein manchmal überstrapazierter Begriff, Heimat kann nur selbstbestimmt und gleichberechtigt für jede und jeden sein. Heimat ist die Vielfalt an Menschen um mich herum, ein demokratisches gesellschaftliches Miteinander und Zusammenwirken in allen Bereichen. Heimat kann an vielen Orten sein, verändert und wandelt sich, ist offen und frei für alle. (Barbara Seifen, Sprecherin im Rat für Baukultur und Denkmalkultur des Deutschen Kulturrates)
… immer wieder auf der Suche zu sein und zu wissen, dass es an mir liegt, den Ort der Heimat zu bestimmen. (Thomas Bade, Geschäftsführer des Instituts für Universal Design)
… da, wo mir das Herz aufgeht. (Gregor Hitzfeld, Generalsekretär von ICOMOS)
… mehr als der Ort in dem ich zu Hause bin. Für mich sind das viele Orte in Europa, an denen ich mich wohl fühle und mit denen ich mich identifizieren kann. Das sind Orte deren Kultur und Leben ich entdecken konnte, die ich kennenlernen konnte und zu deren Entdeckung ich andere Menschen gerne einlade. (Uwe Koch, Ministerialrat, Leiter der Geschäftsstelle des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz (DNK) bei der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien)
… die Erinnerung an den Ort meiner Kindheit und Jugend, an mein Elternhaus, an die Schulzeit und die ersten Versuche der Identitätsfindung. Im Laufe der Jahre wurde die Heimat ersetzt durch ein Zuhause, das nicht an einen bestimmten Ort gebunden ist.
(Hartmut Karmeier, Sprecher des Deutschen Musikrates beim Deutschen Kulturrat)
... da, wo ich beim St.Martinszug und beim Zapfenstreich eine Gänsehaut bekomme! (Freddy Döhmen)
... FC Bauerntölpel (Herbert Kloepsch)
... Ich will es zunächst abstrakt formulieren und es dann an konkreten Beispielen und Symbolen deutlich machen.
Heimat ist ein sensibler identitätsstiftender Prozess, der es den Menschen ermöglicht, sich mit ihrem Dorf oder Ortsteil zu identifizieren und dort Gemeinschaft zu erleben und sich angenommen und wohl zu fühlen. Eine wichtige Rolle spielen dabei Bauwerke und Symbole, aber auch gemeinsame Feste und Veranstaltungen. Kommunalpolitiker, die Vereine unserer Gemeinde und der Heimat- und Kulturverein leisten dazu einen wichtigen Beitrag – wie ich es zum 25jährigen Jubiläum des HKV einmal formuliert habe: sie alle schaffen die Heimat Niederkrüchten und entwickeln sie weiter.
Aber werden wir konkreter auch was die Symbole anbetrifft: was wäre Overhetfeld ohne die Kapelle Maria an der Heiden, Elmpt ohne Hanse Hüske und Haus Elmpt, Laar ohne die St. Luzia-Kapelle, Niederkrüchten ohne Lindbruch oder Freibad,….. Auch die separaten Kirchengemeinden waren und sind identitätsstiftend. Je mehr man sie zusammenlegt, desto weniger „Heimat“ bieten sie den Gläubigen.
Immer dann, wenn sich Politiker und andere Verantwortliche über solche identitätsstiftende Symbole hinwegsetzen oder sie gar zerstören wollen, vernichten sie Heimat, wie wir es leidvoll am Beispiel der Auseinandersetzungen um die Oberkrüchtener Grundschule oder das Niederkrüchtener Freibad erlebt haben. Noch eklatanter fällt der Verlust der Heimat und der Identität bei den Umsiedlungen in der Stadt Erkelenz aus. Neu-Immerath ist eben nicht Immerath – sondern ein künstlicher Stadtteil von Erkelenz, der keine eigene Identität mehr hat. (Franz-Josef Klingen)
... Heimat ist für mich, wo meine Familie und Freunde sind. (Gisela Busch)
... Herzklopfen wenn man aus dem Urlaub kommt und das Ortsschild wieder sieht! (Marion Bohnsack)
… dort, wo ich aufgewachsen bin und wo daher meine sprichwörtlichen Wurzeln sind. Das ist eine Stadt, eine Landschaft, und deren Menschen. „Zuhause“ kann es mehrere geben, Heimat ist und bleibt einmalig. (Jörg Freese, Beigeordneter für Jugend, Schule, Kultur und Gesundheit des Deutschen Landkreistages)
… sowohl ein Ort, an dem ich mich verwurzelt fühle, wo ich aufgewachsen bin und meinen Lebensmittelpunkt habe, als auch ein Gefühl, wenn ich an diese Parameter denke. (Lukas Kerecz, Inhaber der Agentur Formlos Berlin)
… das Haus, der Ort, die Region, die Landschaft, in der ich aufgewachsen bin. Heimat ist der Raum, der Ort, das Land, in dem ich lebe und lebte. Heimat ist eine tiefe Verwurzelung, Vertrautheit, soziale Bindung und ein starkes Gefühl. Heimat geben mir Menschen, die mir sehr nahe stehen. Heimat ist nicht eindeutig, Heimat ist dynamisch und mehr als nur eine Sprache. Der Begriff Heimat beinhaltet daher immer auch das Fremde, den Verlust und damit einhergehend den Schmerz. (Heidi Sill, Bildende Künstlerin und Sprecherin des BBK Berlin)
… der Ort, wo ich mich wohlfühle und zu Hause bin. Es ist der Ort, wo die Menschen und die Umgebung angenehm sind. Heimat hat etwas mit Wurzeln zu tun: Wenn die Kindheit angenehm war, dann ist es der Ort. Es können auch weitere Orte hinzukommen. Eben dort, wo ich liebe Freunde, nette Nachbarn, meine Arbeitsstelle, Natur, Architektur und Lebenskultur habe. Ich habe zwei „deutsche“ Heimaten, da, wo ich geboren bin und die ersten 30 Jahre meines Lebens verbracht habe, und der Ort, wo ich bis jetzt die anderen 30 Jahre verbringe … (Annette Schulte, Schatzmeisterin des Deutschen Designtages)
Quelle: Deutscher Kulturrat e.V.
Diese Statements sind zuerst erschienen in Politik & Kultur 01-02/2019 sowie Politik & Kultur 03/2019.